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Der Mönch als Handwerker

Müßiggang ist der Feind der Seele. Und deshalb sollen die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit beschäftigt werden.
– Aus den Regeln des heiligen Benedikt

Faulheit – Eine der sieben Todsünden. Um sie zu bekämpfen bedarf es der Arbeit und Klöster waren Orte der Arbeit. Von der Selbstversorgung durch eigene Gärten, dem Kochen der Speisen und dem Brauen des Bieres oder dem Keltern des Weines angefangen, bis hin zur Herstellung von Schriften und kostbaren Stickereien – Klöster waren kleine Wirtschaftsunternehmen. Gerade bei den Benediktinern waren Gebet, Handarbeit und Studium im Leben eines Mönches gleichgestellt und so verwundert es nicht, dass Umberto Ecos Der Name der Rose, in einer Benediktinerabtei spielt, die über eine sagenhafte Bibliothek verfügt. Aber auch die Dominikaner und Victoriner waren für ihre Gelehrsamkeit bekannt. In jedem Fall waren bis zum Entstehen der Universitäten die Klöster die Orte, die dem Geist des Abendlandes Gestalt gaben und ihn mehrten.

Bücher

Unablässig wurden in den Skriptorien der Klöster Bücher kopiert und illustriert. Wie groß Anzahl der Bände einer Klosterbiobliothek war, kann man einigen Katalogen jener Zeit entnehmen. Das Kloster zu Cluny besaß im 12. Jahrhundert etwa 570 Bände, jenes zu Reichenau sogar etwa 1000. Im 11. bis 12. Jahrhundert beschäftigten große Klöster wohl bis zu einem Dutzend Kopisten. Pro Tag konnte ein durchschnittlicher Kopist etwa drei bis sechs Folioseiten abschreiben. Für eine Bibel brauchte man etwa ein Jahr Arbeit über dem Schreibpult. Viele der Texte waren mit Initialen geschmückt oder illuminiert. Hierfür gab es spezielle Illustratoren die nach der Textkopie die Buchseiten veredelten. Oftmals arbeiteten mehrere Schreiber und Illustratoren an einem Werk. Doch bereits im 12. Jahrhundert war es möglich auch Bücher zu erweben, denn die Zahl der Berufsschreiber stieg an und jene verdingten sich mit dem kopieren von Texten aller Art.

Abenteueridee
Der Mönch Anselmus erreicht das Lehn des Spielercharakters und bittet im Namen

seines Klosters um die Gunst eine alte Schrift zu kopieren. Noch nie hat der Charakter von dieser Schrift gehört, doch Anselmus ist sich sicher, dass diese Schrift im Besitz der Familie ist. Nachforschungen ergeben, dass die Schrift bei einer Lösegeldzahlung an eine Familie im Südosten Englands gegangen ist, ohne zu wissen dass sie den Wert des Lösegeldes um ein vielfaches überstieg. Nun gilt es die Schrift zurückzubekommen, doch Sir Torwin (ein berühmter Ritter) denkt gar nicht an die Herausgabe der Schrift. Er könnte sich allerdings eine Heirat der beiden Familien vorstellen und die Schrift als Mitgift einbringen. Auch 25 Librum und ein gutes Wort bei König Arthur könnten Sir Torben milde stimmen. Vielleicht gelingt es dem Charakter aber auch bei einem alten Familienproblem zu helfen, denn keiner seiner männlichen Nachkommen erreicht das 21. Lebensjahr, weil ein alter Familienfluch das Herz der Männer zum stehen bringt.

Stickereien

In Nonnenklöstern waren hingegen Handwerksarbeiten in jeder Form zu finden. Gerade die Stickerei aus England war in ganz Europa bekannt. Eine Liste des Vatikans aus dem Jahr 1295 enthält über 113 Stücke aus England, mehr als aus jedem Land Europas. Das Opus Anglicanum oder „English work“ war eine feine Stickerei mit Gold- und Silberfäden auf einem Grund aus Seide oder Leinen. Solche Stücke wurden für Kleidung oder Tapisserien verwendet und waren oftmals diplomatische Geschenke. Die Stickereien hatten aufwändige Muster oder Szenen mit Tieren, Engeln, Blumen und Vögeln.

Abenteueridee
Eine besonders kostbare Stickerei, mit allerlei wunderbaren Tieren, soll König Arthur als diplomatisches Geschenk für den König von Frankreich dienen. Er benötigt die Spielercharaktere um das kostbare Stück vom Kloster nach Camelot zu bringen. Das Kloster liegt in einer Einöde in Gomeret. Das Dorf am Fuße des Klosters ist menschenleer. Die Nonnen empfangen die Ritter mit Gebeten. Seit sieben Tagen versucht der Satan in ihre Mauern einzudringen und wütet jede Nacht wie ein tollwütiger Wolf im Dorf. Jeder hat Zuflucht in den Mauern des Klosters gesucht. Die Kreatur die das Dorf heimsucht erinnert erschreckend an eine Stickerei auf dem diplomatischen Geschenk. Eine der Nonnen hat unbewusst ein altes Lied bei der Arbeit gesungen und so das Monster herbeigerufen. Es kann leicht vertrieben werden, wenn die Stickerei verbrannt wird.

Metallarbeiten

Aus zahlreichen Berichten geht hervor, dass auch Metallarbeiten von Klosterbrüdern gefertigt wurden. Gerade die Goldschmiedekunst war ein besonders vornehmes Handwerk und Chronisten schrieben einigen Heiligen dieses Handwerk zu und so gibt es auch mit dem heiligen Eligius einen Patron der Goldschmiede.
Metallarbeiten aus Klöstern waren kostbare Kunstgegenstände, nicht nur weil wertvolle Materialien wie Gold, Silber, Edelsteine und Perlen in Gebrauch waren, sondern weil sie eng mit der Liturgie verknüpfte waren. Kelche, Schalen, Kerzenleuchter oder Reliquare, in denen Reliquien aufbewahrt wurden, sie waren alle Kultgegenstände. Mit viel Hingabe wurden sie hergestellt und ernteten oft Anerkennung und Bewunderung, sogar von unerbittlichen Kunstkritikern wie Bernhard von Clairvaux, der doch  zugestehen musste, dass einige Stücke „mit wunderbarer Kunstfertigkeit hergestellt und von Juwelen und edlem Gestein prächtig glitzernd“ waren.

Abenteueridee
Die Tochter oder Angebetete eines Spielercharakters wünscht sich einen einzigartigen Ring zur Hochzeit. Derlei Kunsthandwerk kann nur von Bruder Eluric geschmiedet werden, denn man sagt, dass er in seinen Visionen Kontakt mit dem heiligen Elegius genießt und so Inspirationen für seine Arbeiten erhält. Doch der Abt des Klosters ist ein weiser Mann und kennt die Gaben des Eluric nur zu gut. Wer eine Arbeit wünscht, muss sich als würdig erweisen, denn schließlich erschafft der Bruder nichts weniger als ein Kultobjekt. So wünscht der Abt alle 10 Jahre eine Gunst für das Kloster oder die Schenkung eines Lehns. Sollte einmal die Gunst nicht erfüllt werden, so muss der Ring unverzüglich dem Kloster zurückgegeben werden. Alle zehn Jahre würfelt der Spielleiter mit 1W6 auf folgender Tabelle, um die Gunst festzustellen.

1 – Eine Spende für die Brüder des Klosters in Hohe von 1W3+1 Librum.
2 – Ein Kunstgegenstand im Wert von 1W6 Librum soll dem Kloster geschenkt werden.
3 – Die beste Jagdbeute muss dem Kloster überlassen werden.
4 – Eine religiöse Schrift soll dem Kloster zum Geschenk gemacht werden.
5 – Schützt eine Pilgerreise von zehn Brüdern.
6 – Eine Quest im Auftrag des Abtes muss erfüllt werden.

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