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[RSP-Karneval] Antihelden

Helden sind der Grundstock des arthurischen Sagenkreis und definieren die Stimmung des Genres und natürlich von Pendragon. Doch gerade diese Einschränkung auf den „Guten Ritter“ hat in meinem Bekanntenkreis dazu geführt, dass viele dieses Rollenspiel als langweilig abgetan haben.

Vielleicht ist ein solcher Charakter zu „glatt“ für die meisten Spieler, die lieber einen Charakter mit Ecken und Kanten spielen wollen, jemand, der etwas unberechenbarer und damit überraschender ist.

Wenn man sich bei aktuellen Filmen, Serien und Büchern umschaut, erkennt man schnell, dass ein solcher „klassischer Held“ kaum noch existiert. Typen wie Walter White (Breaking Bad) oder der gesamte Cast von „Game of Thrones“ sind envogue. Der aktuelle Sherlock Holmes der BBC nennt sich selbst einen „hochfunktionalen Soziopathen.“ Diese Antihelden haben die Attribute und Fähigkeiten eines klassischen Helden, nutzen aber bisweilen Mittel, die als „böse“ betrachtet werden. Am Ende sind sie dennoch triumphierend und, solange sie dabei der guten Sache dienen oder einem hehren Ziel, sind sie keine Bösewichter.

Arthur-Pyle_King_Arthur_of_BritainWürde das Spielen eines Anti-Helden die klassische Pendragon-Runde zerstören? Ich glaube nicht. Denn selbst in den ursprüngliche Arthus-Legende gibt es Antihelden, wenn man sie so interpretieren möchte:

Gawain wurde, insbesondere von den französischen Autoren, als gewissenloser, manchmal sogar verräterischer Frauenverführer dargestellt. In „Le Morte Darthur“ verrät Gawain Lancelots Liebe zu Guinevere aus Zorn über die Königin. Dennoch gilt er als einer der besten Ritter der Tafelrunde und vielleicht Arthus‘ bester Freund.

Lancelot selbst begeht zusammen mit Lady Guinevere Ehebruch gegenüber dem König. Auf seiner Flucht erschlägt er sogar den unbewaffneten Gareth. Sein hehres Ziel: Wahre Liebe.

Sir Bors ist der edelste Ritter der Tafelrunde und findet mit Sir Parzival und Sir Galahad den Heiligen Gral. Trotzdem ist er ein Frauenhasser. Bei der Gralsqueste weigert er sich mit einer Frau zu schlafen, die schwört sich in den Tod zu stürzen, wenn er nicht mit ihr schläft. Als Lady Guinevere verdächtigt wird Gawain mit einem Apfel vergiften zu wollen und dabei ein anderer Ritter stirbt, entschließt sich Bors nur nach Bitten und Drängen in einem Gottesurteil für die Königin einzustehen.

Geoffrey von Monmouth erzählt in seiner Historia Regum Britanniae, dass der inzestuöse Mordred Lady Guinevere in Liebe verfallen war, und sich während Arthus Abwesenheit selbst zum König mit ihr als seiner Königin ausrief. Auch er ein Ritter aus Leidenschaft.

Auch die Geschichte der „bösen“ Morgan le Fay klingt in „Nebel von Avalon“ deutlich verständlicher und weniger schwarz-weiß. Sie befreit sich einfach aus der patriarchalischen Herrschaft.

Und Arthus selbst zeigt im Umgang mit den Maisäuglingen seine dunkle Seite…

Also macht euch frei von den Zwängen der guten Taten.Lebt die negativen Persönlichkeitsmerkmal aus, denn deswegen stehen sie auf dem Charakterbogen. Lasst eure Ritter und Damen auch üble Taten tun, wenn sie dabei nur nie die Tugenden der Ritterschaft aus dem Blick verlieren. Denn dies wäre das Einzige, was nicht zu einer echten Pendragon-Kampagne gehören würde!

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Dies ist ein Artikel zum Thema Helden und Heldentum im Rollenspiel für den aktuellen Karneval der Rollenspielblogs.

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